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Kurdologie

Kurdologie bzw. kurdische Studien meint die systematische Auseinandersetzung mit sozialwissenschaftlichen ebenso wie mit philologischen, historischen und künstlerischen Fragestellungen. Sie umfasst die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Themen, die das historische kurdische Siedlungsgebiet (Kurdistan) sowie die kurdische Migration, insbesondere nach Europa, betreffen. Besonderes Gewicht wird auf die Integration migrations-, integrations- und gender-relevanter Aspekte gelegt.

In diesem Sinne ist die Kurdologie bzw. sind kurdische Studien interdisziplinäre Studien, die sich mit einer Region, ihrer Bevölkerung, kulturellen, politischen, historischen und sprachlichen Aspekten der Region, sowie der aus dieser Region stammenden Diaspora beschäftigen. Die Kurdologie bzw. kurdische Studien werden somit von der Österreichischen Gesellschaft zur Förderung der Kurdologie nicht als rein sprachwissenschaftliches Fach, wie etwa die deutschsprachige Arabistik, Romanistik oder Slawistik verstanden, sondern zeichnet sich durch interdisziplinäre Zugänge im Sinne der in der anglo-amerikanischen Wissenschaftstradition verankerten Area Studies aus.

Als eigenständige Disziplin ist die Kurdologie bzw. sind kurdische Studien an Universitäten in Kurdistan, in der ehemaligen Sowjetunion als auch in Westeuropa verankert. An deutschsprachigen Universitäten sind kurdologische Studien teilweise an iranistischen Instituten (Göttingen, Bamberg, Berlin) angesiedelt. An der Universität Erfurt existiert seit 2012 eine Mustafa Barzani Arbeitsstelle für Kurdische Studien. Daneben existieren eigene außeruniversitäre Institute wie die Berliner Gesellschaft für Kurdologie / Europäisches Zentrum für kurdische Studien. An der Universität von St. Petersburg und an der University of Exeter in Großbritannien existieren eigene kurdologische Institute bzw. Studienrichtungen. In Frankreich wurde 1983 mit dem Institut Kurde de Paris eine etablierte außeruniversitäre Forschungseinrichtung gegründet. Seit der Errichtung des Autonomiegebietes in Irakisch-Kurdistan konnten auch in Kurdistan selbst kurdologische Forschungseinrichtungen an Universitäten etabliert werden. Mittlerweile werden auch an einigen Universitäten in der Türkei im Rahmen sprachwissenschaftlicher Studien Kurdische Sprache und Kultur unterrichtet. In den USA existiert eine etablierte Kurdish Studies Association (KSA) und auf internationaler Ebene existiert ein Kurdish Studies Network, zu dem auch unsere Gesellschaft Kontakte unterhält. Aus dem Kurdish Studies Network ist seit Herbst 2013 mit den 'Kurdish Studies' ein internationale wissenschaftliche Zeitschrift hervorgegangen in der auch der Generalsekretär unserer Gesellschaft im Editorial Review Board sitzt.

Die Österreichische Gesellschaft für Kurdologie / Europäisches Zentrum für kurdische Studien bildet seit Herbst 2011 ein Netzwerk für an unterschiedlichen wissenschaftlichen Institutionen durchgeführte kurdologische Studien in Österreich, unterhält wissenschaftliche Beziehungen zu verschiedenen kurdologischen Forschungseinrichtungen und Universitäten in Kurdistan und bietet mit einem monatlichen Jour fixe die Möglichkeit zu einem regelmäßigen qualifizierten Austausch von WissenschaftlerInnen und Interessierten. Mit dem erstmals 2013 erschienenen Wiener Jahrbuch für Kurdische Studien wurde zudem eine Publikationsplattform geschaffen, die sowohl etablierten WissenschaftlerInnen als auch jüngeren KollegInnen zur Verfügung steht.